Mobile Brandübungsanlage in Rastatt

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Feuerwehrleute an ihren Grenzen

Brandschutzmobil fordert vollen Einsatz

Von Frank Vetter

Rastatt – In voller Feuerwehrmontur inklusive Atemschutzgeräten knien Heiko Sponar und Christian Wich vor der Metalltür eines Containers, die rund 70 Grad heiß ist. Sponar klopft dreimal gegen die Tür, öffnet sie einen Spalt, und Wich gibt mit dem Strahlrohr drei Sprühstöße Wasser ins Innere. Türe schließen, weitere zehn Klopfzeichen, dann verschwinden die Floriansjünger hinter der Türe. Aus Lüftungsschlitzen oben am Container züngeln Gasflammen.

Die Niederbühler Feuerwehrmänner nehmen an einer Übung für mobile Atemschutzträger teil. Die findet auf dem Gelände der Rastatter Kernstadtfeuerwehr an der Plittersdorfer Straße in der mobilen Brandübungsanlage der EnBW-Tochter Netze BW statt. Eine knappe Stunde bevor die Wehrmänner ihren Löschangriff starten, haben sie sich mit sechs Kollegen der Niederbühler Abteilung im Schulungsraum der Feuerwache eingefunden. Michael Quednau, Ausbildungsleiter der Rastatter Feuerwehr, bereitet in der Theorie auf die Aufgaben vor, die sie zu bewältigen haben. Diese erweisen sich später als nicht so einfach.

Das Brandschutzmobil ist ein knapp zehn Meter langer, im Innenraum rund zwei Meter hoher Containeranhänger. Innen gibt es ein Bettgestell, einen Stromverteilerkasten und eine Gasleitungsanlage. Alles ist aus Metall, eine Übungseinrichtung. Aus dem Leitstand der Anlage kann der Bediener den Feuerbekämpfern mittels Gasbrennern im wörtlichsten Sinne ordentlich einheizen; durch eine Glasscheibe sieht er, wie Sponar und Wich die Flammen bekämpfen. In der Theorie wurde der Raum im Container erklärt, das Verhalten des Feuers und der Pyrolysegase erläutert und die beiden Übungsaufgaben gestellt.

Zunächst ein Wohnungsbrand: Mit gezielten Wasserstößen gilt es, die Rauchgase zu kühlen, dann die Wohnungseinrichtung zu löschen und die Gasleitung mittels eines Ventilhebels abzustellen. Ein eigens für die Übung am Container geschulter Feuerwehrmann ist mit in der "Wohnung". Dann sollen die beiden Kollegen den Raum verlassen und die Rollen tauschen. Das klappt am Montagabend nicht ganz wie geplant. Christian Wich hat Kreislaufprobleme, entledigt sich des Atemschutzgeräts und trinkt einen Schluck Wasser. Er wird nicht der einzige sein, der mit den Einsatzbelastungen zu kämpfen hat.

Wenn die freiwilligen Feuerwehrmänner einen Löschangriff mit Atemschutz starten, tragen sie Ausrüstung mit einem Gewicht von rund 40 Kilogramm. Am Brandherd in der Übungswohnung herrschen unter der Decke 250 bis 300 Grad Celsius. Es ist eng, Rauch behindert die Sicht. Dazu kommt der Stress. "Der sorgt im Ernstfall für so viel Adrenalinausstoß, dass Du die Erschöpfung erst hinterher spürst", erklärt Markus Eisele, erfahrener Abteilungskommandant der Meerrettichdorf-Wehr. "Das ist kein Pappenstiel", urteilt Christian Wich erschöpft, es sei schon sehr anstrengend.

Das nächste Duo ist dran. Nun gilt es via Leiter auf das Dach des Containers zu klettern und über eine Wendeltreppe wieder in die Wohnung, die nun ein Keller ist, abzusteigen und eine Person zu retten. Das Opfer ist eine 70 Kilogramm schwere Puppe, die sich auch noch mit Löschwasser vollsaugt. Auch das kein Pappenstiel, noch schwieriger. Der nächste Floriansjünger muss sich erst einmal auf einer Bierbank sitzend erholen: Steffen Körber, Halbmarathonläufer, aber wegen einer Verletzung aus dem Training, stellt schwer atmend fest, er habe seine Grenze erreicht. "Das ist der Sinn der Übung. Wir wollen schon, dass sie an die Grenze gehen; dann sehen sie, dass sie etwas tun müssen", sagt Kernstadtkommandant Klaus Durm. Dass die Floriansjünger wirklich gefordert werden, sei gut so, resümiert Ausbildungsleiter Michael Quednau: "Die Ausrüstung, das Gerät, die Situation, das ist körperlich hochbelastend." Und weiter gibt er zu bedenken: "Das sind freiwillige Feuerwehrmänner, das ist sozusagen Hobby." Heiko Sponar und Stefan Wich machen sich unterdessen für ihren zweiten Übungseinsatz fertig. Respekt!

Quelle: Frank Vetter/Badisches Tagblatt