Chronik Rastatt

2023, neue Satzung

Die Geschichte einer der ältesten Feuerwehren Deutschlands – die Freiwillige Feuerwehr Rastatt

Löschordnung des Markgrafen, 1435

Wenn auch eine urkundliche Bestätigung nicht vorliegt, so ist doch mit Bestimmtheit anzunehmen, dass das Dorf Rastetten, seit 1404 Marktflecken, schon in frühester Zeit eine Löschordnung besaß. Vermutlich gab die verheerende Feuersbrunst im Jahr 1424 den Anstoß zu einer am 06. März 1435 von Markgraf Jakob I. genehmigten Feuerlöschordnung.

Als dann Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, volkstümlich “Türkenlouis” genannt, um 1700 seine neue Residenz nach Rastatt verlegte, leitete ihn bei der Planung wohl hauptsächlich der Gedanke, künftig größere Brandunglücke zu vermeiden. So ließ er die Häuser nach bestimmten Modellen ausführen; Brandmauern wurden errichtet, breite Straßen und große Plätze angelegt.

Der 1771 verstorbene Markgraf August Georg von Baden-Baden erließ 1767 für die Residenz Rastatt und deren Vororte eine Feuerlöschordnung, die 107 Paragraphen enthielt und bis Ende des 18. Jahrhunderts in Kraft blieb. Nach dem Aussterben der hiesigen Fürstenfamilie fiel die Markgrafschaft an Baden-Durlach und das Feuerlöschwesen wurde von Karlsruhe aus geregelt.

38 Bürger der Stadt Rastatt leisteten einem Aufruf des Bürgermeisters im Jahr 1846 Folge und verpflichteten sich, dem Pompier-Corps beizutreten. Dies war die Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr Rastatt. Die erste Instruktion an den neu beschafften Feuerlösch- und Rettungsgeräten erteilte der jungen Wehr der Fabrikant Metz aus Heidelberg am 16. November 1846. Die Uniformen, bestehend aus Drillichanzug, Gurt, Seil, Beil und Messinghaken, wurden durch die Stadt beschafft. Es wurde sodann Statuten entworfen, die am 11. Mai 1847 amtlich genehmigt wurden, und der Name des Pompier-Corps in “Freiwillige Feuerwehr Rastatt” geändert. Alle Stände und Berufe waren in ihren Reihen vertreten. Ohne Rücksicht auf Herkunft, Stand oder Religion verband sie ihr Wahlspruch: “Einer für alle, alle für einen!”

An dieser Stelle sollte noch der Mann erwähnt werden, der als erster Deutscher die Notwendigkeit erkannt hatte, ein geschultes Feuerwehrcorps zu schaffen: Der Stadtbaumeister von Durlach, Christian Hengst, gründete am 26. Juli 1846 die erste Freiwillige Feuerwehr, das “Pompier-Corps Durlach”.

Ihre Feuertaufe im wahrsten Sinne des Wortes bestand die Rastatter Feuerwehr beim Karlsruher Theaterbrand im Februar 1847. Was eine zwar noch junge, aber bereits geschulte Wehr im Ernstfall zu leisten vermag, bewiesen hierbei die Feuerwehr-Corps von Rastatt und Durlach. Zahlreiche Neugründungen von Pompier-Corps landauf und landab waren die Folge.

Die Feuerwehr Rastatt und die badische Revolution

Der friedliche Aufbau der freiwilligen Feuerwehr wurde erstmals durch die Ereignisse der Badischen Revolution unterbrochen. Es kam zu erheblichen Differenzen mit den Hauptleuten und der Obrigkeit, die absolute Loyalität erwartete. Die Differenzen innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr führten schließlich zur Auflösung am 31. Januar 1849. Am 7. März 1849 wurde die Wehr neugegründet und stand den revolutionären und demokratischen Gedanken sehr nahe.

Die Freiwillige Feuerwehr Rastatt wurde als 6. Fähnlein in die Bürgerwehr integriert und nahm aktiv am revolutionären Geschehen in Rastatt teil. Besonders während der Belagerung der Rastatter Festung durch die Preußen leistete die Wehr erbitterten Widerstand.

Großherzog Friedrich Wilhelm von Preußen erkundigte sich nach der Niederschlagung der Badischen Revolution nach der Organisationsform der Freiwilligen Feuerwehr Rastatt. Diese nutzte er später mit als Grundlage für Feuerlöschordnungen im ganzen Deutschen Reich.

Da sich der größte Teil der Rastatter Wehrmänner auf der Flucht oder in den Kasematten in Rastatt in Haft befand, wurde die Wehr auf Weisung des großherzoglichen Oberamtes am 17. August 1849 aufgelöst. Die demokratische Entwicklung in der Stadt und innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr fand ein jähes Ende.

Am 4. Februar 1850 beschloss der Gemeinderat die Wiederherstellung des Feuerwehr-Corps, das in der zum 10. Februar 1850 einberufenen Versammlung erneut ins Leben gerufen wurde. Der Aufbau der Wehr schritt erfolgreich voran.lf-15-bj-1936

Die Feuerwehr im „Dritten Reich”

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verlief für die Freiwillige Feuerwehr nicht ohne Probleme, denn politische Einstellung und die Zugehörigkeit zu jeglicher Religion wurde in der Feuerwehr Rastatt stets toleriert und der Freiheit des Einzelnen überlassen.

Viele jüdische Mitbürger waren Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr Rastatt. Am 22.10.1935 mussten unter erheblichem Druck der nationalsozialistischen Machthaber die letzten jüdischen Wehrmänner den Austritt aus der Feuerwehr Rastatt erklären. Die freiwillige Feuerwehr Rastatt wurde am 9. Februar 1940 von der Verwaltung aufgelöst und das Vermögen beschlagnahmt. Zwangsweise wurden die Wehrmänner und Gerätschaften zu den “Feuerschutzhilfspolizeitruppen” überführt.

Im Frühjahr 1945 lag Rastatt unter stetigem Granatbeschuss. Am 7. Januar fand ein Luftangriff der Alliierten auf Rastatt statt. Die Feuerwehr war tagelang im Einsatz, um die völlige Zerstörung der Stadt zu verhindern.

Mit Ende des Weltkrieges stand auch die Feuerwehr vor einem großen Scherbenhaufen. Schlauchmaterial und Gerätschaften waren kaum noch vorhanden und das 1945 beschaffte Löschfahrzeug LF25 wurde beschlagnahmt und nach Frankreich überführt.

1946, 100 Jahre Feuerwehr Rastatt

In mühevoller Kleinarbeit wurde 1945/46 versucht, einen funktionierenden Brandschutz aufzubauen. Unter kritischer Aufsicht der französischen Besatzungs-Truppen, die alle Tätigkeiten der Feuerwehr genehmigen mussten und oft in der Arbeit der Feuerwehr “militärischen Geist” vermuteten, gelang es wieder, eine Feuerwehr aufzubauen.

In Eigenarbeit wurde ein Gasschutzwagen der ehemaligen Wehrmacht in ein Löschfahrzeug (LF8) umgerüstet und das beschädigte LF15 (Baujahr 1936) wieder hergerichtet. Zwei Tragkraftspritzenanhänger, ein Rohrwagen und eine 18m Anhängeleiter wurden beschafft bzw. durch die Wehrmänner repariert und einsatztauglich hergerichtet.

Von großer Bedeutung ist in dieser Zeit die Vorreiterrolle der Freiwilligen Feuerwehr Rastatt auf dem Gebiet des Atemschutzes. Unter Kommandant Greiser und Zugführer Richard Riemer wurden bereits 1946 die ersten vier Kreislauf-Atemschutzgeräte beschafft und eingesetzt. Dies führte zu neuen Erfolgen bei der Brandbekämpfung.

1961, Gründung der Jugendfeuerwehr

Besonders wichtig für den Fortbestand der Wehr war die Gründung der Jugendfeuerwehr im Jahr 1961. Neben den Feuerwehraufgaben wurden der Sinn für Gemeinschaft mit gleichaltrigen Jugendlichen geweckt und Spiel und Sport betrieben.

1961 – 1967, neues Gerätehaus und neue Technik

Die Rastatter Wehr leistete  im gesamten Landkreis Rastatt wichtige Aufbauarbeit: In unzähligen Übungsstunden wurden kleine Wehren von Rastatter Brandbekämpfern im Ein-mal-eins der Brandbekämpfung und der Rettung unterrichtet.

Entsprechend groß war in jener Zeit auch die Zahl der Überlandbrandhilfen der Wehr Rastatt, somit war der gesamte Brandschutz im Landkreis eng mit Rastatt verbunden.

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Die damalige Unterkunft der Brandschützer befand sich im Erdgeschoss der Fruchthalle, in der sich heute die städtische Galerie und ein Café befinden. Durch die Beschaffung von weiteren Fahrzeugen und Gerätschaften wurde der Raum knapp, ein neues Gerätehaus wurde in der Plittersdorferstraße umgesetzt. Hier ist die freiwillige Feuerwehr Rastatt, Abteilung Kernstadt bis heute untergebracht.Rastatt-840x358

1970 war die Einwohnerzahl Rastatts auf 30.000 gestiegen. Das 125jährige Jubiläum einer der ältesten deutschen Feuerwehren wurde vom 3. bis 7. Juli 1971 auf dem Festplatz Friedrichsfeste gefeiert.

1975, Gemeindereform in Baden-Württemberg

Die bisher selbständigen Gemeinden Niederbühl, Ottersdorf, Plittersdorf, Rauental und Wintersdorf wurden 1975 in die Stadt Rastatt eingemeindet. In allen Ortschaften bestanden bereits Feuerwehren, die aus der Tradition gewachsen waren, sich selbständig verwalteten und den Brandschutz in ihren Ortsteilen sicherstellten.

1972 trat als erste Wehr Ottersdorf in die Reihen der Feuerwehr Rastatt ein. Im gleichen Jahr schlossen sich noch Niederbühl und Rauental diesem Beispiel an. Die Wintersdorfer Wehr folgte 1974 mit ihrem Eintritt in die Rastatter Wehr. Lediglich der Eintritt der Plittersdorfer Feuerwehrkameraden fand 1978 statt.

2011, 50 Jahre Jugendfeuerwehr Rastatt

Im Mai 2011 feierte die Jugendfeuerwehr Rastatt mit einem großen Tag der offenen Tür ihr Jubiläum. Im gleichen Rahmen feiert die Kreisjugendfeuerwehr ebenfalls ihr 50 jähriges Bestehen.

2023, Neue Satzung

Zum 15. Oktober 2023 tritt die neue Feuerwehrsatzung der Stadt Rastatt in Kraft. Aus der Abteilung 9 Plittersdorf, wird die Abteilung 4 Plittersdorf. Erstmals werden die hauptamtlichen Kräfte in der Abteilung 3 zusammengefasst.